Fluch oder Segen?


Dieser verdammte Song. Ohrwurm ist definitiv vorprogrammiert. Mittlerweile bin ich allerdings zwischen ,,Boah, ich kann es nicht mehr hören" und ,,Ok, nur noch einmal durchlaufen lassen". Tatsächlich gewinnt meist letzteres.


Als Any die Videochallenge ausgerufen hat, war mein Ehrgeiz geweckt. Es wird doch einen Mann geben, der Western reitet und im Galopp eine Flagge halten kann. Kurz darauf meldete sich Flo bei mir und ich erklärte ihm, was ich vor hatte. Ich wollte das Video mit einem Shooting mit dem den anderen Produkten von German Rednecks verbinden. Wenn ich schon quer durch Deutschland fahre, (was ich ohne mit der Wimpern zu zucken mache, wenn alles passt).


Flachland & Ungeheuer


Also fuhr ich mit Jens & Paul samstags um 5 Uhr morgens Richtung Bremen. Ich würde euch gern mehr erzählen, aber ich hab bis kurz vor Hamburg geschlafen. An Bremen vorbei wurde die Landschaft immer ländlicher und typisch norddeutsch. Rote Klinkerfassaden, große grüne Wiesen und alles flach. Kurz vor dem Ziel stieg dann doch die Aufregung. Ich liebe es neue Menschen kennenzulernen und neue Bilder zu schaffen. Auch weiß man ja meist nicht, ob das Wetter mitspielt, wie genau die Location ist, wie man zwischenmenschlich harmoniert.

Um 9.30 Uhr trafen wir bei Flo und Ronja ein. Mitten im Umzugsstress hatten sie sich trotzdem ein Zeitfenster freigeschaufelt.

Bei einer Tasse Tee wurde sich erstmal kennengelernt, gequatscht und der genauere Ablauf besprochen.


Dann ging es in Richtung Stall. Ok genauer gesagt aus der Haustür raus, durchs Hoftor und schon standen wir vor den Pferden. Nach dem die Pferde startklar waren, ging es noch zum aufwärmen auf den Reitplatz. Nebenbei baute Jens den Fahnenmast zusammen und befestigte die Fahne. Paul hatte sich bereits verliebt und blieb zum streicheln im Stall zurück. Zwar hatte Flo schon die Woche über mit einer Fahne geübt, aber die German Rednecks Flagge war dann doch nochmal doppelt so groß. Die Pferde erstarrten kurz vor Jens als er sich mit dem "Ungeheuer" näherte, aber waren dann nach ein paar Minuten entspannt.


Unperfekt perfekt.


So ging es dann für uns als Kolonne zur besagten Location. Die beiden ritten vor und wir fuhren hinterher. Beim ersten Grünstreifen waren wir zu viele Strommasten und der Grünstreifen für die Galoppstrecke war auch zu kurz. Also weiter die Straße runter durch den Wald und tadaaa da war die ungeplante perfekte Stelle. Eigentlich war es geplant, dass beide nebeneinander auf dem Feld galoppieren. Aber dadurch, dass alle Felder in der Umgebung bereits neu bestellt waren, fiel das ins Wasser. Manchmal muss man mit dem arbeiten, was die Gegend einen bietet. Man muss es nur als Herausforderung sehen.


Der neue Grünstreifen ließ zwar nur einen Reiter zu, aber hatte eine gute Länge zum galoppieren und Jens hatte eine befestigte Straße zum fahren. Für mich hieß es dann ab in den Kofferraum zum filmen. Nur ganze 3 Versuche wir haben gebraucht, um das beste Tempo, Position von Auto und Reiter und das fertige Ergebnis zu bekommen. Es war tatsächlich einfacher als gedacht gleichzeitig zu filmen, Anweisungen an Jens & Flo zu geben und die sichere Position im Auto zu halten. Dasselbe Spiel machten wir noch 2 weitere Male zum fotografieren. Zufrieden war ich damit noch nicht zu 100 %, weshalb ich dann meine Position änderte und mich auf einmal auf einem nassen, matschigen Wirtschaftsweg wiederfand. Das gefiel mir schon viel besser. Eins der Ergebnisse ist das jetzige Titelbild des Blogs.


Nach einer kleinen Pause gingen wir zurück zum Wald, wo ich schon auf dem Hinweg ein paar schöne Stellen gesehen habe. Neben Video und Produktfotos stand noch ein kleines Paarshooting von den beiden an. Es waren so viele schöne Momente dabei und es sind super Bilder entstanden. Paul war natürlich mit von der Partie und eine super Hilfe in Verbindung mit der Pferdewieher-App.


Modelleben & Ölverlust


Dadurch, dass der Wunsch geäußert wurde nicht zu pferdelastig mit den Fotos zu werden, nutzte ich noch die Zeit im Wald um ein paar Details von der Flagge und der Tasse zu machen. Währenddessen machten sich Ronja & Flo auf dem Heimweg. Jens machte mittlerweile einen unruhigen Eindruck und teilte mir mit, dass unsere tapfere Karre (die jeden Mist mit machen muss) Öl verliert. Wir sind noch nie solch eine lange Strecke mit dem Agila gefahren, dementsprechend war das Misstrauen groß bei Jens, dass wir den Heimweg nicht mehr schaffen. Da ich mich auf das Shooting konzentrieren wollte, schob ich Gedanken wie Adac, abschleppen und Trailer besorgen ganz weit weg von mir.


Wir trafen noch vor Flo & Ronja im Stall ein und ich bereitete mich auf Teil 2 des Shootings vor: Produktfotos von dem neuen Flanellhemd.

Mit dem Hinweis nicht pferdelastig werden im Hinterkopf entdeckte ich eine Schuppentür aus Holz. So richtig typisch verwittert, mit Arbeitsgeräten. Schon explodierten die Ideen in meinem Kopf. Passender geht es doch gar nicht mehr. Mein Ziel war es, dass das Hemd am Mann im Fokus steht, aber es darf auch nicht zu langweilig aussehen. Also hieß es für Flo: Bitte gehe durch die Tür, ziehe die Tür hinter dir zu, bleib mittendrin stehen und gucke nach hinten, komme wieder raus und gucke nach links.


Ich glaube, er hat sich die ersten Momente veräppelt gefühlt und ich es kann es nachvollziehen. Aber nach ein paar Durchgängen lief es wie am Schnürchen und ich wurde immer glücklicher als ich die Ergebnisse sah. Als alle Punkte auf der Liste abgehakt waren gab es noch Tee und Kekse, bevor es dann Abschied nehmen hieß. Der Tag war ein voller Erfolg und ich konnte es kaum abwarten die Ergebnisse zu bearbeiten und zu Any zu schicken.


Rechte Spur & Selbstzweifel


Tja, die Heimfahrt. Was soll ich sagen ... Natürlich hat uns unsere Knutschkugel nicht im Stich gelassen. Nach 2 Staus, 3 Raucherpausen und 4,5h rechte Spur mit 100 km/h waren wir dann um 20 Uhr zuhause. Ich bin ehrlich, mitten auf der Autobahn hatte ich dann aus dem Nichts ziemlich große Zweifel an den Ergebnissen. Ich ging die Punkte im Kopf nochmal durch: Brusttasche, Knöpfe, Aufdruck im Kopf durch und war mir dann doch unsicher, ob es nicht doch zu sehr pferdelastig war. Nachdem Jens überzeugte, dass es schon als Außenstehender top aussah, war ich etwas beruhigter.


Abends vor dem Laptop war ich dann endgültig beruhigt und bin aber auch über dem Laptop eingeschlafen. Also morgens vor Schreck aus dem Bett gesprungen und die restlichen Bilder bearbeitet und versendet. Schließlich sollten die Hemden noch am selben Tag online gehen.

Nachdem das Feedback von Any, Ronja & Flo mich erreichte, lösten sich die letzten Zweifel in Luft aus. Tatsächlich ist es mir extrem wichtig, gut abzuliefern. Mir macht jedes Shooting wahnsinnig Spaß, achte auf jedes Detail und fokussiere mich zu 100 % auf die Ergebnisse. Aber es wird mir immer mehr bewusst, dass es im Nachhinein den Kopf mehr anstrengt als gedacht. Nach solchen Shootings schlafe ich wie ein Stein.


Viral & rastlos


Das Video von Flo mit der Fahne schlägt ein wie eine Bombe, die Fotos sind einfach so verdammt gut geworden und bereits im Onlineshop. Flo hat mit dem Video die Challenge gewonnen und auch schon den Gutschein eingelöst. Mir war es wichtig, dass nicht ich den Gutschein erhalte. Erstens möchte ich bösen Zungen keinen Grund zum lästern geben (Vorteil, Bevorzugung etc.), aber der viel wichtigere Grund: aus Dank für Flo für seinen Einsatz. Es gibt bei solchen Aktionen nämlich auch immer Risikos, die mit einberechnet werden müssen.


Mittlerweile ist die Fahne ausverkauft und es muss eine neue Auflage gedruckt werden. Mein Handy steht mittlerweile wieder still. Ich habe sämtliche Benachrichtigungen von Tiktok & Instagram deaktiviert.

Eigentlich kann es nicht besser laufen, aber ich merke, wie rastlos ich werde. Ich will mehr unterwegs sein, mehr shooten, mehr Leute kennenlernen. German Rednecks hat einen Stein ins rollen gebracht und ich bin so dankbar dafür. Mich erreichen so viele Nachrichten, wann ich wo vorbeikomme.


Der Führerschein ist in Arbeit und wer weiß, vielleicht kann ich meine Deutschlandtour nächstes Jahr durchführen!