Trucks, Moonshine & Schlamm


Nach einem kurzen Zögern überreichte ich meine Kamera und sprang mit in den Schlamm. Aber wie kam ich überhaupt dazu?


Tatsächlich wäre ich fast nicht mit zur Tailgate Party gefahren. Das Wochenende war vollgepackt mit Terminen und ich hatte noch stapelweise Bilder zu bearbeiten. Zusätzlich war ich in einem KreaTIEF, was quasi mit einer leichten Depression zu vergleichen ist.

Jens & ein Kumpel waren spontan am Vorabend schon vor Ort gewesen und mich erreichten Fotos, Videos und Stories von Trucks, Lagerfeuer, Musik und Moonshine. Kurz vor Mitternacht packte mich die Entschlossenheit und ich bereitete Kamera, Akkus sowie die Speicherkarten vor und ignorierte die Tatsache, dass ich gar keine Zeit für das Event hatte.


Am nächsten Vormittag ging es dann Richtung Friesack. Es ging wortwörtlich über Wiesen, Felder und abgesperrte Baustellenbereiche. Schon von weitem sahen wir die Dieselwolken und mir fiel sofort das riesige Schlammloch ins Auge, wo schon die ersten ihre Runden drehten.

Jens Entschluss mit unserer gelben Knutschkugel ebenfalls dort mitzumischen fiel zeitgleich mit meinem Verbot dazu.

Wie das endete wissen viele jetzt schon oder können es sich zumindest denken.


Ehrenrunde für den Opel


An der Kasse angekommen zeigten wir vorschriftsmäßig Impfausweis und Tickets vor. Nachdem wir unsere Armbänder angelegt hatten, fuhr Jens schon schnurstracks in Richtung Schlammloch. Ich schärfte ihm nochmals das Verbot ein, hatte aber ehrlicherweise keine große Hoffnung dafür. Nachdem wir zwischen zwei haushohen, schlammbespritzen Trucks parkten stieg die Aufregung. Ich schnappte mir meine Kamera, legte mir den Gurt an und stieg aus. Mich empfing Musik, Lachen und das aufspritzen von Schlamm. Groß beachtet oder angesprochen wurde ich nicht, worüber ich ganz froh war. Ich fing an mich am Rand zum Eingang des Schlammlochs vorzuarbeiten und mir einen Überblick über das ganze Event zu machen. Das einzige, was ich sah, war lachende glückliche (zugegeben ein paar verrückte) Menschen und Matsch. Endlich unter normalen Leuten! Das alles gab mir solch einen Boost, dass ich mit in den Schlamm sprang und endlich anfing wieder meine Leidenschaft zu spüren. Es war einfach alles dabei. Von Trucks über zusammengebastelte Schrottkarren bis hin zu Crossmaschinen & Quads. Dann nahm ich etwas kleines gelbes im Augenwinkel wahr...


Wer will raten? Ich denke, dass muss hier niemand. Natürlich hatte es sich Jens nicht nehmen lassen mit Anlauf in das Matschloch zu fahren. Oder eher zu rutschen. Nach 3 m ging es nicht mehr vor und zurück. Es gab viel Gelächter und das einzige, an das ich denken konnte war: Hoffentlich kommen wir mit der Karre auch wieder nachhause.

Kurzerhand wurde der Opel vom Trecker rausgezogen, natürlich mit Ehrenrunde quer durch das Loch. Der Opel war nicht mehr gelb, sondern braun. Als ich mir das Ergebnis ansehen wollte, kamen mir bereits glücklich grinsend Paul & Jens entgegen gelaufen, um mir begeistert von der 3 cm dicken Schlammschicht zu berichten. Natürlich ließen sie es sich nicht nehmen, sich darauf zu verewigen.



Menpower


Das Matschloch war natürlich das Highlight für mich persönlich. Im Dreck entstehen die besten Fotos und sobald ich dreckverschmiert bin, bin ich glücklich. Aber natürlich war es nicht das einzige was geboten wurde. Es gab eine Bühne mit Livebands, einen Stand mit Merchandise, Toiletten, Bierwagen und Treckerpulling.


Beim Treckerpulling wurde jeder Teilnehmer angefeuert. Es traten Quads, Kombis und sogar ein Trabi an.

Kurzerhand organisierte sich auch eine Gruppe und versuchte mit purer Menpower ihr Glück.

Langweilig konnte hier niemandem werden. Überall wurde zusammen gelacht, gefachsimpelt, gegessen & getrunken. Es war nicht wichtig, mit welchem Auto du gekommen bist oder ob du 21 oder 56 bist. Man kam mit jedem ins Gespräch und konnte immer eine Gemeinsamkeit entdecken. Man lebte im Augenblick. Keiner dachte daran, was am nächsten Tag geschweige denn in der nächsten Stunde ansteht.


Letztendlich fand ich mich im Schlamm wieder. Auf einem Quad. Dreckig, von oben bis unten. Kurz vorher lag ich im Schlamm neben einem Schlitten, mit dem ich die Kurve nicht geschafft hatte. Gott sei Dank hatte ich Wechselwäsche dabei. Der Schlamm war überall. In den Haaren, Schuhen, Hose. Kein großes Ding, ich musste ja nur kurzerhand abends zum nächsten Event.

Im Toilettenwagen zog ich mich um und man hörte es nur rieseln, klappern und knirschen. Am Ende war der Boden schwarz und glücklicherweise gab es einen Besen, mit dem ich dann peinlich berührt das Matschloch 2.0 entfernte.


Mit einem Gefühl von Wehmut fuhren wir Richtung Nachhause, wir wären gerne länger geblieben als nur die knappen 6h.

Plötzlich wurde unsere Konzentration von etwas anderem beansprucht. Rauch aus dem Motorraum. In einem kurzem Panikanflug ging ich im Kopf bereits alle Kontakte durch, die uns abschleppen könnten bis Jens Entwarnung gab und locker erklärte, dass es nur der Dreck sei, der gerade verbrannt wird. Ohne weitere Komplikationen konnten wir unseren Heimweg fortsetzen. Auf der Autobahn stellten wir fest, dass wir sehr oft von vorbeifahrenden Autos fotografiert und gefilmt wurden. Wir konnten uns nicht erklären warum.


Zuhause eingeparkt wussten wir es dann: unter unserem Auto herrschte die Wüste Gobi, die eine stetige Sandspur verlor, wie bei einer Schnitzeljagd. Türen & Scheiben machten Geräusche, die in einem Horrorfilm genutzt werden könnten. Die Buchstaben waren im Lack verewigt. Aus den Felgen hingen Grasbüschel. Eine richtige Redneckkarre eben!


Wir kommen wieder. Was für ein geiles Event. Ich kann es kaum abwarten zur nächsten Tailgate Party zu fahren!


Dankbarkeit & Überforderung


Viele von euch wissen, wie es danach weiterging. Ich hab mit Redbull voller Begeisterung die Bilder bearbeitet und habe den Link weitergeschickt an diejenigen, die mich schon auf der Party angesprochen hatten. Ohne Geld zu wollen, aus voller Überzeugung, dass die Bilder begeistern werden. Ich kann gar nicht in Worte fassen, was dann folgte.


Danke für eure lieben Worte & Feedback.

Danke an Any, der sofort ohne Nachzudenken einen Aufruf gestartet hat, um mich ausfindig zu machen.

Mein Handy crasht jedes Mal aufs neue, wenn ich erwähnt werde.

Ich werde zukünftig auf den weiteren Events als offizielle Fotografin dabei sein und auch Produktshots für German Rednecks machen dürfen!

Danke, dass ich Teil dieser Gemeinschaft sein darf.


Wir sehen uns auf der Tailgate 6.0

Tailgate 5.0 Aftermovie


Schaut es euch an und vielleicht seid ihr beim nächsten Mal mit dabei.

Tatsächlich ist unser Opel auch kurz zu sehen.